Eine ARD-Doku zeigt, wie der Online-Versandhändler
Amazon offenbar seine Mitarbeiter ausbeutet. Nun reagiert mit Ch.
Schroer der erste Verlag: In einem Brief erhebt der Geschäftsführer
schwere Vorwürfe – und spricht die Kündigung aus.
Mit Ch. Schroer kündigt
damit der erste Verlag dem Online-Versandhändler Amazon. „Sie sind,
waren es nie und werden es wohl auch zukünftig nicht werden: ein
Unternehmen, das Menschen wie Menschen, das Verlage wie Partner, das
Kunden wie Könige und Kaiser behandelt“, heißt es in einem offenen Brief
des Geschäftsführers Christopher Schroer. „Wir können daher nur die
Konsequenzen ziehen und sagen ,Adieu!‘ Und eigentlich sind wir froh
darüber, einen so schwierigen Geschäftspartner los zu sein.“
Anlass für den ungewöhnlichen Schritt ist eine ARD-Reportage zu bedenklichen Arbeitsbedingungen bei Amazon. Zu den Vorwürfen zählt unter anderem, dass der Versandhändler die Wanderarbeiter in überfüllten Bungalows unterbringen soll und angeblich von Sicherheitsfirmen überwachen lässt. Am Tag nach der Ausstrahlung hatte es einen regelrechten Shitstorm gegen das Unternehmen gegeben.
Dieser Satz bezieht sich auf Vorwürfe zum Geschäftsgebaren Amazons, die Schroer im ersten Teil des Briefes auflistet, der auf der Homepage des Verlags zu lesen ist. Dabei geht es unter anderem um „überzogene Rabattforderungen“, das Ausnutzen der Marktmacht gegenüber kleinen Partnern und offenbar merkwürdige Buchungstricks.
Anlass für den ungewöhnlichen Schritt ist eine ARD-Reportage zu bedenklichen Arbeitsbedingungen bei Amazon. Zu den Vorwürfen zählt unter anderem, dass der Versandhändler die Wanderarbeiter in überfüllten Bungalows unterbringen soll und angeblich von Sicherheitsfirmen überwachen lässt. Am Tag nach der Ausstrahlung hatte es einen regelrechten Shitstorm gegen das Unternehmen gegeben.
„Sie behandeln Menschen wie Ware“
Die aktuelle Berichterstattung, so schreibt es Schroer nun an Amazon-Boss Jeff Bezos, bringe das Fass zum Überlaufen. „Sie behandeln Menschen wie Ware. Menschen, die in eine Notlage geraten sind, die Arbeit dringend brauchen. Diese Menschen, Ihre Arbeitnehmer, Ihr ,Humankapital‘, behandeln Sie mit genauso unfairen Praktiken, die Sie schon uns haben angedeihen lassen.“Dieser Satz bezieht sich auf Vorwürfe zum Geschäftsgebaren Amazons, die Schroer im ersten Teil des Briefes auflistet, der auf der Homepage des Verlags zu lesen ist. Dabei geht es unter anderem um „überzogene Rabattforderungen“, das Ausnutzen der Marktmacht gegenüber kleinen Partnern und offenbar merkwürdige Buchungstricks.
„Was es bei amazon.de nicht gibt, gibt’s nirgends“
Die Kündigung ist erstaunlich, weil Verlage ohne eine Listung bei Amazon Wettbewerbsnachteile befürchten müssen – so schreibt es Schroer selbst. „Amazon macht sichtbar, und wer bei Ihnen nicht gelistet ist, der ist bei Endkunden nicht ,seriös‘ – oder: was es bei amazon.de nicht gibt, gibt’s nirgends.“
Der Ch. Schroer Verlag hat seinen Sitz in Lindlar
und wurde erst im Januar 2012 gegründet und hat sich auf
deutschsprachige Debütromane spezialisiert. Amazon beschäftigt nach
eigenen Angaben in Deutschland etwa 7700 festangestellte Mitarbeiter in
den Logistikzentren in Graben bei Augsburg, Bad Hersfeld, Leipzig,
Rheinberg, Werne, Pforzheim und Koblenz.
Lieber Jeff Bezos,
heute nehmen wir Abschied, wir kündigen unsere Zulieferer- wie auch Kundenkonten. Mit sofortiger Wirkung. Ohne Wenn und Aber und mit allen Konsequenzen.
Seit Jahren ist es uns als Verlag ein Dorn im Auge, dass Sie an kleine Zulieferer wie uns überzogene Rabattforderungen von 55% stellen. Nein, es muss ja, um mit dem Buchpreisbindungsgesetz konform zu sein, heißen: 50% Rabatt plus 5% Lagerkosten. Dass aber Waren, die nachweislich Durchlaufposten sind, auch ohne Lagerung diese 5% zusätzlichen Kosten verursachen, war uns schon immer unverständlich.
Auch haben wir akzeptiert, dass Sie mit luftigen Buchungstricks bei der Umsatzsteuer Ihren Gewinn maximieren; dass Sie von kleinen Zulieferern verlangen, Rechnungen zu stellen, die dann ins EU-Ausland versandt werden müssen; dass Sie sich vertraglich einen unglaublichen Skontorahmen einräumen lassen. Dass neue, frisch angelieferte Titel in Ihrem eigenen „Marketplace“-Anbieterkonto als Mängelexemplare auftauchen. Und dass Sie Kommissionswaren remittieren, die Sie nicht pfleglich behandelt haben und diese somit vom weiteren Verkauf ausgeschlossen sind.
Dass Sie Ihre Marktmacht gegenüber Ihren „Partnern“ rigoros ausnutzen, sollte wohl jedem klar sein: Lebendig erinnern wir uns an Ihre Aktion gegenüber den „Independent Publishers“ in Ihrem Heimatland, wo Sie neue Konditionen diktierten. Wer nicht mitzog, der wurde einfach ausgelistet, dessen Bücher waren urplötzlich nicht mehr verfügbar.
Aber, das haben wir hingenommen, zwar nicht ganz freiwillig, denn will ein Kleinverlag von Endkunden wahrgenommen werden, ist es zwangsläufig verpflichtend, bei Ihnen gelistet zu sein. Amazon macht sichtbar, und wer nicht bei Ihnen gelistet ist, der ist bei Endkunden auch nicht „seriös“ – oder: Was es bei amazon.de nicht gibt, gibt’s nirgends.
Wirtschaftlich trägt sich Ihr Geschäftsmodell für uns nicht. Hat es im übrigens noch nie. Zu überzogen sind Ihre Forderungen, wir fühlen uns nicht als Partner behandelt, sondern als Bittsteller, der bitte, bitte, bitte seine Bücher über Ihre Plattform vertreiben darf und zwar zu Konditionen und Verträgen, die Sie diktieren.
Nun aber bringt die aktuelle Berichterstattung das Fass zum Überlaufen: Sie behandeln Menschen wie Ware. Menschen, die in eine Notlage geraten sind, die Arbeit dringend brauchen. Diese Menschen, Ihre Arbeitnehmer, Ihr „Humankapital“ behandeln Sie mit genauso unfairen Praktiken, die Sie schon uns haben angedeihen lassen.
Auf eine Wiederholung der Vorwürfe verzichten wir an dieser Stelle, stehen diese noch im Raum und sind aufmerksamen Zeitgenossen durchaus in lebendiger Erinnerung.
Aber als Ergänzung sei hinzugefügt, dass unsere Ansprechpartner ebenfalls größtenteils nicht in Deutschland sitzen, sondern – so unser Verdacht – in Indien. Wie wohl hier die Menschen behandelt werden? Menschen, denen ein Staat weniger Schutz und Rechte gibt, als auf unserem europäischen Boden.
Respektvolles Wirtschaften, faire Umgangsformen und gegenseitige Rücksichtnahme in einer Geschäftsbeziehung halten wir für unabdingbar. Egal, ob es dabei um Kunden, Mitarbeiter, Zulieferer und Vertriebspartner geht.
Sie sind, waren es nie und werden es auch wohl zukünftig nicht werden: ein Unternehmen, das Menschen wie Menschen, das Verlage wie Partner, das Kunden wie Könige und Kaiser behandelt. Ein Unternehmen, welches sich u.a. dem Kulturgut „Buch“ verschreibt und soziale und ethische Grundsätze beachtet.
Wir können daher nur unsere Konsequenzen ziehen und sagen „Adieu!“. Und eigentlich sind wir froh darüber, einen so schwierigen Geschäftspartner los zu sein.
Mit freundlichen Grüßen,
Christopher Schroer
P.S. Allen unseren Lesern sei an dieser Stelle gesagt: Unsere Titel gibt es in jeder Buchhandlung. Schauen Sie mal wieder hinein, dort begegnen Ihnen Menschen mit einem Lächeln und einem guten Buch.
heute nehmen wir Abschied, wir kündigen unsere Zulieferer- wie auch Kundenkonten. Mit sofortiger Wirkung. Ohne Wenn und Aber und mit allen Konsequenzen.
Seit Jahren ist es uns als Verlag ein Dorn im Auge, dass Sie an kleine Zulieferer wie uns überzogene Rabattforderungen von 55% stellen. Nein, es muss ja, um mit dem Buchpreisbindungsgesetz konform zu sein, heißen: 50% Rabatt plus 5% Lagerkosten. Dass aber Waren, die nachweislich Durchlaufposten sind, auch ohne Lagerung diese 5% zusätzlichen Kosten verursachen, war uns schon immer unverständlich.
Auch haben wir akzeptiert, dass Sie mit luftigen Buchungstricks bei der Umsatzsteuer Ihren Gewinn maximieren; dass Sie von kleinen Zulieferern verlangen, Rechnungen zu stellen, die dann ins EU-Ausland versandt werden müssen; dass Sie sich vertraglich einen unglaublichen Skontorahmen einräumen lassen. Dass neue, frisch angelieferte Titel in Ihrem eigenen „Marketplace“-Anbieterkonto als Mängelexemplare auftauchen. Und dass Sie Kommissionswaren remittieren, die Sie nicht pfleglich behandelt haben und diese somit vom weiteren Verkauf ausgeschlossen sind.
Dass Sie Ihre Marktmacht gegenüber Ihren „Partnern“ rigoros ausnutzen, sollte wohl jedem klar sein: Lebendig erinnern wir uns an Ihre Aktion gegenüber den „Independent Publishers“ in Ihrem Heimatland, wo Sie neue Konditionen diktierten. Wer nicht mitzog, der wurde einfach ausgelistet, dessen Bücher waren urplötzlich nicht mehr verfügbar.
Aber, das haben wir hingenommen, zwar nicht ganz freiwillig, denn will ein Kleinverlag von Endkunden wahrgenommen werden, ist es zwangsläufig verpflichtend, bei Ihnen gelistet zu sein. Amazon macht sichtbar, und wer nicht bei Ihnen gelistet ist, der ist bei Endkunden auch nicht „seriös“ – oder: Was es bei amazon.de nicht gibt, gibt’s nirgends.
Wirtschaftlich trägt sich Ihr Geschäftsmodell für uns nicht. Hat es im übrigens noch nie. Zu überzogen sind Ihre Forderungen, wir fühlen uns nicht als Partner behandelt, sondern als Bittsteller, der bitte, bitte, bitte seine Bücher über Ihre Plattform vertreiben darf und zwar zu Konditionen und Verträgen, die Sie diktieren.
Nun aber bringt die aktuelle Berichterstattung das Fass zum Überlaufen: Sie behandeln Menschen wie Ware. Menschen, die in eine Notlage geraten sind, die Arbeit dringend brauchen. Diese Menschen, Ihre Arbeitnehmer, Ihr „Humankapital“ behandeln Sie mit genauso unfairen Praktiken, die Sie schon uns haben angedeihen lassen.
Auf eine Wiederholung der Vorwürfe verzichten wir an dieser Stelle, stehen diese noch im Raum und sind aufmerksamen Zeitgenossen durchaus in lebendiger Erinnerung.
Aber als Ergänzung sei hinzugefügt, dass unsere Ansprechpartner ebenfalls größtenteils nicht in Deutschland sitzen, sondern – so unser Verdacht – in Indien. Wie wohl hier die Menschen behandelt werden? Menschen, denen ein Staat weniger Schutz und Rechte gibt, als auf unserem europäischen Boden.
Respektvolles Wirtschaften, faire Umgangsformen und gegenseitige Rücksichtnahme in einer Geschäftsbeziehung halten wir für unabdingbar. Egal, ob es dabei um Kunden, Mitarbeiter, Zulieferer und Vertriebspartner geht.
Sie sind, waren es nie und werden es auch wohl zukünftig nicht werden: ein Unternehmen, das Menschen wie Menschen, das Verlage wie Partner, das Kunden wie Könige und Kaiser behandelt. Ein Unternehmen, welches sich u.a. dem Kulturgut „Buch“ verschreibt und soziale und ethische Grundsätze beachtet.
Wir können daher nur unsere Konsequenzen ziehen und sagen „Adieu!“. Und eigentlich sind wir froh darüber, einen so schwierigen Geschäftspartner los zu sein.
Mit freundlichen Grüßen,
Christopher Schroer
P.S. Allen unseren Lesern sei an dieser Stelle gesagt: Unsere Titel gibt es in jeder Buchhandlung. Schauen Sie mal wieder hinein, dort begegnen Ihnen Menschen mit einem Lächeln und einem guten Buch.
Zur Quelle:
http://www.focus.de/kultur/buecher/reportage-ueber-leiharbeit-erster-verlag-kuendigt-amazon-nach-ard-enthuellungen_aid_920705.html
http://www.chsbooks.de/adieu-amazon/
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